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Nur noch Schneeballsystem oder auch schon Sekte?

Walker Walker
Walker
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Nur noch Schneeballsystem oder auch schon Sekte?
Bild von Pixabay

Der Versuch einer Erklärung

Nur noch Schneeballsystem oder auch schon Sekte?

Schwierig zu sagen behauptet der Twitteraccount von Maurice.

Auf den ursprünglichen Teil seiner persönlichen Schlammschlacht möchte ich nicht eingehen, aber seine Frage möchte ich dennoch gerne tiefer betrachten.

Wie kommt er darauf, dass Bitcoin ein Schneeballsystem ist?

Ich werde mich nun bemühen es zu erklären, denn ich denke es zu verstehen.

Bitcoin nimmt an Kaufkraft zu je größer die Nachfrage ist.

Wenn ich heute also Bitcoin besitze und in Zukunft fleissig Menschen davon überzeuge Bitcoin zu kaufen ohne irgendetwas sinnvolles mit meinen Bitcoin zu tun, dann steigere ich damit langfristig die Kaufkraft meiner Bitcoin.

Das fleissige Überzeugen bezeichnet man als "Orange Pilling" und die Intention dahinter ist angeblich nicht das steigern der Kaufkraft seiner Bitcoin, sondern man tut es aus Nächstenliebe und um seine Mitmenschen vor der düsteren Zukunft zu retten (aber das gehört fast schon eher zur zweiten Erklärung).

Ich persönlich halte beides für plausible Gründe und das eine schliesst das andere auch nicht aus.

Das "nichts sinnvolles mit seinen Bitcoin tun" bezeichnet man als "hodln" und mehr braucht man scheinbar auch nicht tun.

Hodln wird als "das echte sparen" bezeichnet, weil Bitcoin in seiner Menge begrenzt ist und Fiatgeld (an dem die Kaufkraft bemessen wird) langfristig an Kaufkraft verliert, aufgrund seiner Eigenschaft der Inflation.

Dass dieses Argument der Knappheit nur unter einem Bitcoin Standard Sinn ergibt und dessen Zukunft Ungewiss ist wird dabei so gut wie immer ignoriert.

Wenn die Nachfrage sinkt weil Bitcoin nicht zum zahlen genutzt wird und ein Hodler sich für einen Wechsel in Fiatgeld entscheidet um dieses aktiv zu nutzen ist es egal wie begrenzt oder energieaufwändig Bitcoin ist, denn dann sinkt auch seine Kaufkraft.

Glücklicherweise gibt es auch einige Menschen die aktiv Bitcoin nutzen und selbst Bitcoin akzeptieren, aber um die soll es für diese Erklärung nicht gehen.

Wir fassen also zusammen: Es existieren eigene Begriffe für Praktiken die durchgeführt werden und dazu führen, dass die Kaufkraft der eigenen Bitcoin zunimmt.

Diese Zusammenfassung sollte nun verständlicher machen weshalb Maurice Bitcoin als Schneeballsystem bezeichnet.

Aber ist das dadurch schon ein Schneeballsystem?

Ja und Nein!

Als Schneeballsystem werden Geschäftsmodelle bezeichnet, die zum Funktionieren eine ständig wachsende Anzahl an Teilnehmern benötigen.

Wenn das Geschäftsmodell daraus besteht Bitcoin zu hodln und seine Mitmenschen fleissig dazu zu animieren Bitcoin zu kaufen und ebenfalls zu hodln (also auf keinen Fall zu bewegen), dann ist das per Definition zweifelsohne ein Schneeballsystem.

Das grundlegende System hinter Bitcoin selbst ist allerdings kein Schneeballsystem, aber dazu kommen wir ganz zum Schluss, deshalb machen wir an dieser Stelle erstmal einen Cut.

Wie kommt er darauf, dass die Bitcoin Community eine Sekte ist?

Ich werde mich nun bemühen es zu erklären, denn ich denke es zu verstehen.

Zuerst sollte klar gestellt werden, dass man zwischen Netzwerkteilnehmern und der Community differenzieren muss, denn viele reden sich mit dem Argument heraus dass Bitcoin dezentral ist.

Ähnlich wie das Schneeballsystemthema hat auch das Sektenthema einfach mit der Umgehensweise der Menschen zutun und nicht mit Bitcoin selbst.

Communitys und Sekten weisen durchaus parallen auf.

In erster Linie das bilden der Gruppierung an sich und im selben Zusammenhang das sich isolieren von Aussenstehenden.

In beiden Fällen geschieht das nicht bewusst und man sieht sich mit seiner subjektiven Vorstellung klar im Recht.

Darüber wie subjektiv diese Vorstellungen wirklich sind lässt sich streiten, denn im Grunde teilen die meisten scheinbar ein und dieselbe Vorstellung, aber eben leider nur innerhalb ihrer Gruppierung.

Eine Vorstellung die ebenfalls eine Parallele zu sogenannten Weltuntergangssekten aufzeigt.

Und zwar eine Welt in der Zukunft, bedroht durch das Böse und nur durch eine gute Sache zu erlösen... Bitcoin.

Das Böse bezieht sich in diesem Fall auf das Fiatgeldsystem, welches durch die Inflation langfristig immer mehr fordert und immer weniger gibt.

Dass Systeme Neutral und Wertungen wie Böse und Gut subjektiv sind geht durch den emotionalen Zustand völlig verloren, ebenso wie die Tatsache dass Menschen nicht in die Zukunft schauen können und wir über reine Hypothesen sprechen.

Es geht um Angst, die teilweise zu Wut und sogar zu Hass wächst.

Aber auch um Hoffnung, Zusammenhalt und Spaß.

Die intensivsten aller Emotionen finden sich hier zusammen und man kann es niemanden verübeln sich darin zu verlieren.

Es geht also nicht nur darum Bitcoin zu hodln und seine Mitmenschen fleissig dazu zu animieren Bitcoin zu kaufen und ebenfalls zu hodln, sondern auch noch darum nicht den Verstand und den Bezug zur Gegenwart zu verlieren.

Glücklicherweise gibt es auch einige Menschen die sich aktiv in der Community bewegen und weiterhin den Kontakt nach aussen suchen, aber um die soll es für diese Erklärung eigentlich nicht gehen.

Wir fassen also zusammen: Es existieren Gruppierungen die eine theoretische Zukunftsvision teilen (auch wenn der Fuchs das abstreitet) und sich von dieser Vision emotional abhängig machen.

Diese Zusammenfassung sollte nun verständlicher machen weshalb Maurice die Bitcoin Community als Sekte bezeichnet.

Aber ist sie dadurch schon eine Sekte?

Ja und Nein!

Sekte ist eine Bezeichnung für eine religiöse, philosophische oder politische Richtung und ihre Anhängerschaft. Die Bezeichnung bezieht sich auf soziale Gruppierungen, die sich durch ihre Lehre, ihr Dogma oder ihren Ritus von vorherrschenden Überzeugungen unterscheiden und oft im Konflikt mit deren Vertretern und Anhängern stehen.

Die vorherrschende Überzeugung wird in diesem Fall durch das Fiatsystem wieder gespiegelt und Bitcoin ist aus einer notwendigen Reaktion darauf entstanden.

Ebenso notwendig und natürlich ist das entstehen von Communitys, denn hinter Bitcoin steht nicht von Anfang an ein einflussreicher Machthaber und ohne Zusammenhalt ist Bitcoin hilflos.

Das bilden von Communitys ist also richtig und wichtig wenn man Bitcoin eine vorteilhafte Zukunft ermöglichen möchte, aber das meiden oder anfeinden von Aussenstehenden kann zum Gegenteil führen.

Ein gemeinsames Anfeinden erzeugt zwar auch ein intensiveres Gefühl von Zusammenhalt, aber von einer friedlichen Entwicklung kann ab diesem Punkt keine Rede mehr sein.

Bitcoin und seine Wirkungsfelder sollten als Spektrum betrachtet werden und zu einem gewissen Teil ist es auch in Ordnung sich damit zu identifizieren.

Wirklich schwierig wird es eigentlich erst, wenn man den Bezug zur Realität verliert und nicht mehr zwischen seinen Emotionen oder seiner Umwelt und Bitcoin differenzieren kann.

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