Metarezension
Dieser Artikel stellt eine Rezension über Tom Uhlig´s Rezension über Ijoma Mangold´s Buch "Die orange Pille" dar, quasi eine Metarezension.
Ich hoffe ich bin damit der erste, aber viel Hoffnungen mache ich mir da nicht.
Einleiten möchte ich das ganze mit der Hintergrundinformation, dass Tom Uhlig mich bisher als einen der wenigen Bitcoinenthusiasten noch nicht geblockt hat und ich bin gespannt, ob es nach diesem Artikel weiter dabei bleibt.
Ich lege es keinesfalls darauf an, aber ich werde auch kein Blatt vor den Mund nehmen.
Eine weitere Hintergrundinformation die ich hier in der Öffentlichkeit teilen möchte ist, dass ich auf der BTC22 Ijoma Mangold´s Vortrag erlebte und tatsächlich Gänsehaut bekam, weil ich seine Worte fühlte.
Dennoch werde ich mich seinem Buch gegenüber nicht weniger kritisch äußern und ihr könnt euch sicher sein, dass ich einige Kritikpunkte gefunden habe.
Ich bin weder hier um mir Freunde noch Feinde zu machen, ich gebe lediglich meine Eindrücke preis und ja, auch diese subjektiven Eindrücke dürfen im Nachhinein diskutiert werden.
Direkt zu Anfang wird Tom´s Überschrift Ijoma´s Inhalt ehrlich gesagt nicht gerecht.
Als "Heilsversprechen" betitelt Ijoma den Bitcoin zwar nicht, aber er zählt diverse Gründe auf, die darauf schließen lassen könnten.
Ijoma selbst betitelt seine Überzeugung von Bitcoin als "Wette, die er gewinnen, aber genauso gut verlieren kann" (S.250).
Wenn man sich rein auf die sachlichen Inhalte des Buches bezieht kann man es tatsächlich leicht so auffassen wie Tom es getan hat.
Allerdings spricht Ijoma oft von gewissen Bitcoinern und differenziert wortwörtlich an etlichen Stellen zwischen sich und diesen.
Aus dem Grund ist das Differenzieren ein wichtiger Faktor in diesem Buch, um keine falschen Eindrücke zu gewinnen, auch im Bezug auf Bitcoin an sich.
Aufgrunddessen kann es dadurch leicht zu Verwechslungen kommen zwischen dem was in Ijoma und was in Teilen der BitcoinCommunity abgeht.
Weniger okay empfinde ich die Behauptung, dass Ijoma seine kritische Urteilskraft eingebüßt hätte, denn es finden sich etliche Stellen im Buch in denen er sich und seinen Umstand bezüglich Bitcoin kritisch in Frage stellt.
Und auch einige von Bitcoins kritischen Punkten selbst werden in dem Buch nicht verheimlicht.
So räumt Ijoma den weit verbreiteten Trugschluss aus der Welt, dass es niemals mehr als 21 Millionen Bitcoin geben können wird (S.73) und stellt die Tatsache in den Raum, dass private Schlüssel von Bitcoin theoretisch mehrfach von unterschiedlichen Menschen generiert werden können (S.99).
Als Nächstes schreibt Tom, dass der Bitcoin-Hype längst verblasst ist, auch wegen milliardenschwerer Betrugsfälle, was sich mir persönlich nicht ganz erschließt, aber wahrscheinlich ist damit die Situation bezüglich FTX gemeint.
Wenn man bedenkt dass die FTX Situation nur sehr weit entfernt (ganz streng genommen sogar eigentlich nichts) mit Bitcoin an sich zu tun hatte, worauf Ijoma sogar eingeht (S.238-239), wirkt ein (vom Kurswert unabhängiger) Enthusiasmus gar nicht so Bizarr, wie Tom es bezeichnet.
Dass dieser kursunabhängige Enthusiasmus aber grundlegend Bizarr wirkt, solange Fiatgeld der dominierende Standard von uns Menschen ist, kann ich durchaus nachvollziehen.
Womit Tom recht haben mag ist, dass Ijomas Argumente dieselben sind wie man sie selbst kennt, wenn man sich mit Bitcoin auseinandersetzt, was sie nicht automatisch ungültig macht.
Desweiteren schreibt Tom, dass Ijoma mehr mit ein wenig Skepsis als stichhaltiger Kritik an das Thema geht.
An der Stelle würde mich interessieren, welche Argumente und Kritikpunkte genau erwartet wurden?
Leider kam es nicht zu einem tieferen Austausch zwischen Tom und mir, deshalb packe ich meine Frage einfach mal hier rein.
Die christlichen Vergleiche zu Bitcoin hat Tom ziemlich korrekt wiedergegeben und ich persönlich empfand sie als interessantes Stilmittel von Ijoma.
Dass daraus ein pauschalisierendes Bild von "Gut und Böse" erzeugt wird ist eine berechtigte Kritik.
Traurigerweise nehmen Pauschalisierungen einem Menschen die Fähigkeit eigenständig zu denken.
Allerdings gibt es solche Menschen durchaus unter Bitcoin-Enthusiasten und von eben diesen Menschen ist die Rede (Was nicht Anlass dazu geben sollte selbst bezüglich Bitcoin-Enthusiasten zu pauschalisieren).
Tatsächlich kommen Staat und Zentralbanken bei dem Beleuchten potenzieller Risikofaktoren mehr als Schlecht weg, wenn es um das Thema CBDC´s oder deren Vergangenheit an sich geht.
Fairerweise muss man an der Stelle sagen, dass das Thema Bitcoin an sich wenig Sinn ergeben würde, wenn man diese Faktoren nicht beleuchten würde (Was Tom so ja auch selbst schreibt) und dass es eben um die fehlerhaften Eigenschaften dieser Institutionen ging.
Ohne das missbrauchte Vertrauen der kritisierten Instanzen in der Vergangenheit gäbe es Bitcoin und diesen Artikel ja nicht.
Eine Kritik an zentralen Instanzen ist demnach nicht unberechtigt, aber es ist auch kein Freifahrtsschein für unantastbares Pauschalisieren.
Wem letztlich wirklich Naivität vorgeworfen werden kann wird man frühestens in ferner Zukunft erfahren, wenn überhaupt.
Das Thema muss sich ja nicht zwingend Schwarz oder Weiß entwickeln.
Weiter benutzt Tom den Begriff Ponzi-System im Bezug auf Bitcoin und Ijoma lehrte mich in seinem Buch, dass man das worüber man da eigentlich spricht als "Greater Fool Theory" bezeichnet (S.30).
Ich selbst habe mich ja in meinem ersten Artikel auf diesem Portal diesem Thema angenähert und die Frage, ob Bitcoin ein Schneeballsystem ist mit Ja und Nein beantwortet.
Zu wissen, dass es dafür einen eigenen Begriff gibt macht es einfacher eine klare Antwort zu geben, aber man lernt nie aus.
Die Skepsis gegenüber "den wahren Bitcoinern" liest sich offensichtlich aus Tom´s Artikel heraus und ganz ehrlich? Ich kann es nachvollziehen.
Ich kann Menschen nicht ernst nehmen die behaupten es ginge ihnen rein um das Verbessern der Welt, die persönlichen Intentionen müssen nicht mal zwangsläufig mit Geld zutun haben.
An der Stelle muss man allerdings auch dazu sagen, dass es sich nicht ausschließt die Welt verbessern UND profitieren zu wollen.
Ich sehe darin auch absolut nichts Verwerfliches.
Im Gegenteil, es ist doch etwas Schönes?
Dass die erwähnte Hyperbitcoinization Bedingung für einen konstanten Wertzuwachs statt vollkommener Nutzlosigkeit ist, erwähnt Ijoma allerdings auch (S.32).
Es wird kein Geheimnis daraus gemacht, dass Bitcoin durchaus in der Versenkung verschwinden oder zu enormen Wohlstand führen kann.
Aber das wirft Tom Ijoma auch nicht direkt vor.
Scharf kritisiert wird dagegen der technische Teil des Buches.
Es liest sich in Tom´s Beitrag als wäre es eine Manipulationstechnik die Funktionsweise der Technologie zu erklären um abschließend die Lösungen zu präsentieren, die diese Technologie bringen kann.
Streng genommen hätte man diesen Teil wahrscheinlich auch wirklich weglassen können, aber für komplett uninformierte Menschen ist dieser Teil sicher nicht unwichtig, um genannte Lösungen nachvollziehen zu können.
Nicht unbedingt um sie davon zu überzeugen, sondern um sie es verstehen zu lassen.
Aber diesbezüglich läuft es auf dasselbe hinaus, ich erkenne durchaus wie Tom auf diesen Gedanken kommt.
Die wahre Intention kennt nur Ijoma selbst.
Nun kommen wir zu einem Abschnitt in dem ich Tom absolut recht gebe, was ich ihn auf Twitter auch wissen ließ.
Bitcoins Anwendungsfälle sind dürftig und Akzeptanzstellen verhältnismäßig kaum vorhanden.
Ich als überzeugter Bitcoinuser kann aus eigener Erfahrung sagen, dass das suchen von Akzeptanzstellen in der realen Welt sehr ernüchternd ist.
Das war auch mein persönliches Problem mit dem Begriff der "Sparer bzw Hodler" (S.161).
Reine Hodler tragen meiner Meinung nach nicht zur Etablierung von Bitcoin bei und darüber wie sinnvoll es ist langfristig zu sparen, wenn sich keine stabile Infrastruktur bildet, kann man sich streiten.
Nur damit jetzt kein Missverständnis aufkommt, ich kritisiere nicht das hodln an sich, sondern das ausschließliche hodln.
Natürlich kann man sich an dem Kaufkraftzuwachs erfreuen, aber wenn das ganze einmal umschlägt ist jeder der Bitcoin nie aktiv genutzt hat mit verantwortlich.
Gerade weil die Infrastruktur noch klein ist ist es wichtig diese zu fördern, wenn man Bitcoin etablieren möchte.
Ohne User keine Akzeptanzstellen und ohne Akzeptanzstellen keinen stabilen Wert, ganz einfach.
Man sollte sich an dieser Stelle Tom´s Kritik annehmen statt sie stumpf mit Beleidigungen zu übertönen.
Auch die nun folgende Kritik des Energieverbrauches ist kein einfaches Thema.
Sunny Decree hatte dieses kürzlich ganz gut in einem Tweet aufgegriffen.
Fairerweise muss man Ijoma zugestehen, dass seine "Zukunftsvorstellungen" Hand und Fuß haben (S.225), auch wenn sie von der Gegenwart ablenken.
Wenn ich hier Punkte vergeben müsste würde ich diesen an Tom geben, aber ich finde man sollte diese "Zukunftsvorstellungen" auch nicht kleinreden, im Gegenteil.
Es könnte absolut hilfreich sein, wenn die richtigen Menschen diese "Zukunftsvorstellungen" lesen und umsetzen.
Den apolitischen Bitcoin-Minimalismus nimmt Tom Ijoma nicht ab.
Ich persönlich finde es schwierig und kenne das von mir selbst, denn ich identifiziere mich auch am ehesten mit dem Begriff des apolitischen Bitcoin-Minimalisten.
Logischerweise macht Ijoma auf Probleme aufmerksam die Bitcoin lösen kann und logischerweise finden sich diese Probleme in zentralen Instanzen.
Da kommt man apolitisch nicht wirklich heraus, wenn es jemand darauf anlegt.
Vielleicht ist man doch politischer als man sich eingestehen möchte?
Aber auch dieser innere Konflikt wird im Buch angesprochen (S.249).
Im nächsten Abschnitt spricht Tom den Widerspruch von gelösten Weltproblemen und exisitierenden Terrorstaaten an, allerdings enthält Ijomas Buch keine Komplettlösung für die Menschen.
Bitcoin kann durchaus Probleme lösen und weiterhin Probleme existieren lassen.
Diesen Punkt konnte ich nicht wirklich nachvollziehen?
Dass die gepriesene Eigenverantwortung letztlich immer den Eigenvorteil meint ist wohl richtig und wenn ich an so manche Menschen denke verstehe ich auch was ihn daran beunruhigt.
Ob es im Gegenzug sinnig ist diese Verantwortung an Menschen abzugeben, die ebenfalls auf ihren Eigenvorteil bedacht sein können, sei dahin gestellt.
Beide Extreme hinterlassen theoretische Dystopien.
Die erwähnte Kaufkraftstabilität, auf die man bei Bitcoin vergeblich wartet, lässt sich auf die geringe Marktkapitalisierung zurückführen und das ändert sich auch nur wenn Bitcoin sich weiter etabliert.
Viele Lösungen die Bitcoin bieten kann liegen noch in der ungewissen Zukunft, aber das ist jedem der sich ernsthaft mit Bitcoin auseinandersetzt auch bewusst.
Tom unterstellt Ijoma ein fehlendes Problembewusstsein.
Ich unterstelle Tom ein fehlendes Vorstellungsvermögen für Bitcoins Potenzial, womit ich nicht zeitgleich sagen möchte, dass sich dieses Potenzial irgendwann mal auch entfaltet.
Das liest sich an der Stelle strenger als es gemeint ist, aber Bitcoin stagniert ja nicht.
Tom empört sich über die Darstellung von Linken in Ijomas Buch und unabhängig davon wie genau "Linke" dargestellt werden hat es mich persönlich schon gestört wie oft dieses Wort immer wieder aufkam.
Mir hätte es besser gefallen, wenn Ijoma darauf vollständig verzichtet hätte, es wäre kein Verlust für das Buch gewesen.
Es bekommt dadurch diesen politischen Touch und den empfinde ich als apolitischer Mensch einfach unangenehm, weil es mir im Grunde egal ist, welcher politischen Gesinnung jemand angehört.
Eine Aussage mit der ich mich ironischerweise nur unbeliebt mache, bei wahrscheinlich jedem der sie liest, aber fuck it, wer bist du schon mir dein einseitiges Weltbild aufdrücken zu wollen?
Die Aussage, dass das Buch begeistern soll um einem Eigennutz zu dienen mag sein, alleine schon weil Ijoma das Buch verkauft.
Aber was Tom meint ist, dass das Buch für Bitcoin begeistert und die darauffolgenden Bitcoinkäufer die Kaufkraft von Ijomas Bitcoin erhöhen.
Ja, das stimmt.
Aber das ist okay.
Wie schon erwähnt schließt das alle anderen Nutzen von Bitcoin ja nicht aus und wenn Ijoma Bitcoin zum Zahlen nutzt kann man ihm auch nicht vorwerfen, dass er die Kaufkraft wieder geschwächt hätte.
Er hätte damit die Infrastruktur gefördert und für mehr Stabilität bezüglich der nachgekauften Bitcoin gesorgt.
Natürlich ist auch dieses Zukunftsszenario rein hypothetisch, aber ihm bösartigen Eigennutz zu unterstellen macht ebenso wenig Sinn wie meine gutartige Hypothese.
Am Ende des Tages weiß es auch hier wieder nur Ijoma selbst.
Die letztendliche Frage, ob die Sache substantiell oder Ijoma Opfer eines ideologischen Wahns geworden ist kann man übrigens auch mit sowohl als auch beantworten.
Das eine schliesst das andere (wie so oft) nicht aus.
Nur als Gedankengang, nicht als persönliche Antwort.
Tom´s Ratschlag Hühner zu züchten finde ich gut, aber auch hier kann man sich parallel mit Bitcoin auseinandersetzen, man muss ja nicht den Verstand verlieren.
Zusammenfassend liest sich Tom´s Artikel durchgehend provokant, was als nicht unbedingt unfair zu werten ist, weil es ihm mit Ijoma‘s Buch sicher nicht anders ging, hinsichtlich seiner politischen Identifikation und der Vorbelastung fragwürdiger Twitteruser aus dem Bitcoinspace.
An vielen Stellen wird Tom allerdings Persönlich, was ich weder als konstruktiv noch als fair bezeichnen würde.
Am Ende lässt mich die Frage nicht los, ob es ein gezieltes Stilmittel oder etwas Persönliches zwischen ihm und Ijoma war?
Jetzt bin ich mit Tom´s Artikel durch und habe es nicht geschafft die meisten meiner herausgeschriebenen Stichpunkte aus Ijoma´s Buch mit in den Artikel einzubauen...
Deshalb werde ich die übrigen Stichpunkte in "Kritik" und "Lob" aufteilen und hier stumpf auflisten.
Kritisch betrachte ich die Darstellung von Satoshi´s geminten Bitcoin (S.68), da ich es durchaus nicht für unwahrscheinlich halte, dass er/sie/es nach wie vor über die Privatekeys verfügt und am Ende durchaus nicht der/die/das sein muss wofür ihn/sie/es alle halten, nur weil sie alles andere nicht wahrhaben möchten.
Schwierig fand ich auch den Begriff "Wahrheit" bezüglich der Eurokritiker (S.76), einfach aus dem Grund weil die beschriebene Nachvollziehbarkeit die ursprüngliche Aussage nicht ausschließt oder widerlegt.
Der Teil mit den MMTlern und den Bitcoinern (S.136) klang auch weniger optimal, weil es etwas entmenschlichendes hat Menschen nach ihren Überzeugungen zu benennen und die Frage aufwirft ob es bei diesem Geldthema nicht um eine Art Krieg geht.
Ich stehe auch dem relativ neumodischen Szenebegriff "Bitcoiner" etwas kritisch gegenüber, als Abkürzung machen diese Begriffe zwar durchaus Sinn, aber sie stellen auch immer eine potenzielle Gefahr dar, da sie zum pauschalisieren animieren.
Ob Bitcoiner wirklich aktive Konsumverweigerer sind (S.164) oder einfach nur zu broke sind und vom großen Konsum in der Zukunft träumen sei mal dahin gestellt, aber ich persönlich kann das für mich so wie im Buch dargestellt unterschreiben.
Ich stehe dieser Aussage dennoch kritisch gegenüber, die Menschen reden viel wenn es gut klingt und der Tag lang ist.
Bitcoiner wollen nicht mehr Worte klauben (S.169), da bin ich mir ebenfalls nicht sicher.
Ich habe oft schon den Eindruck als wären mehr Maulhelden als Macher unterwegs.
Bezüglich Ross Ulbricht (S.186) wäre die Information nennenswert gewesen, dass er (bei einem Undercoveragenten, den er für jemand anderen hielt) einen Mord in Auftrag gegeben hat, was sicherlich auch zu seiner hohen Haftstrafe beigetragen hat.
Was das Rechts-Links-Thema bezüglich Bitcoin (S.212) angeht hätte man noch auf jene Freiheitsliebende eingehen können die sich aufgrund ihres scheinbar gemeinsamen Feindbildes (die Finanzelite) in die Bitcoin-Community verirren..
Wobei die Zuordnung in ein politisches Lager in dem Fall nicht mal angebracht wäre, sondern eher ein Termin beim Psychotherapeuten.
Zu der Trennung von Staat und Geld (S.219) hätte man erwähnen können, dass sich das Staatssystem an sich dadurch nicht zwangsläufig auflöst, da das viele ja fälschlicherweise so herein interpretieren.
Bezüglich der CBDC´s (S.221) wird ein Beispiel mit dem Zucker genannt und ich dachte mir für viele Menschen wären CBDC´s GENAU DAFÜR gut, das war an der Stelle nicht das beste Negativbeispiel.
Vitalik Buterin (S.235) ist meines Wissens nach schon lange nicht mehr an der Entwicklung von Ethereum beteiligt (wenn ich das so richtig auf dem Schirm habe?).
Und zu der fehlenden Dezentralität von Altcoins würde mich interessieren weshalb Forks bei Bitcoin für eine Dezentralisierung sprechen und bei Altcoins nicht?
Ethereum Classic hat sich der zentralen Entscheidung der Ethereum Foundation damals entzogen und wurde (mit wenig Erfolg) unabhängig von dieser weiter entwickelt.
Und auch jedes andere Projekt kann sich forken, wenn man nicht mit den Entwicklungen zentraler Instanzen zufrieden ist.
Gut gefallen haben mir allerdings ebenfalls einige Dinge.
Am meisten Spaß zu lesen haben die persönlichen Anekdoten gemacht, da habe ich mich wirklich immer wieder beim schmunzeln erwischt.
Auch dass viele Fragen in dem Buch gestellt werden finde ich gut.
Dass die schon erwähnten unangenehmen Seiten nicht verheimlicht werden fand ich sehr stark.
Viele Bitcoinmaximalisten haben gefühlt Angst Begriffe wie Spielerei (S.191) oder Profit (S.201-202) mit Bitcoin auch nur in Verbindung zu bringen, auch wenn sich beides auf eine hypothetische Zukunft bezieht.
Dass man wegen Bitcoin nicht das Gesamtpaket kaufen muss (S.206) war für mich persönlich wichtig zu lesen, denn das vergesse ich gerne mal, wenn ich zu lange auf Twitter war.
Die Klarstellung, dass Gerechtigkeit nicht gleich Gleichheit bedeutet (S.209) fand ich ebenfalls gut.
Insgesamt sind einige Begriffe gefallen mit denen du dich beschrieben hast, in denen ich mich wiedergefunden habe, was mich natürlich beim lesen gefreut hat.
Der pragmatische Relativist (S.25), der Bitcoin-Minimalist (S.240) und der Agnostiker (S.241) kamen mir schon sehr nahe während dem lesen.
Dass du Altcoins nicht ihre Werte abgesprochen hast (S.237) fand ich super.
Nicht weil ich überzeugt bin, dass Altcoins mehr als Zockerassets wären, sondern weil du ihnen nicht pauschal die Zukunft absprichst, das ist für mich ein Zeichen von Klarheit.
Um nicht mehr nüchtern denken zu können muss man keine Drogen nehmen, es reicht auch eine wahnhafte Denkweise.
Mit deinem Respekt vor der Ungewissheit (S.240) hast du deine Klarheit auch nochmal unterstrichen.
Der Begriff der Synthese (S.228) hat mir sehr gut gefallen, er bezog sich in dem Zusammenhang zwar auf die Bitcoin- und Ökobewegung, lässt sich aber noch wesentlich vielseitiger nutzen.
Die Ansage, dass Bitcoin so wie alles etwas Gutes und etwas Schlechtes hervorbringen wird, wenn es sich etabliert (S.242) fand ich ebenfalls wichtig und richtig.
Alles in allem empfand ich es als ein überwiegend faires und absolut authentisches Buch, vollkommen unabhängig von Bitcoin an sich.